“Nichts geht mehr” oder zwischen “Wetteinsatz und Betrügereien” Jeder kennt die großen Glücksspielmetropolen wie Las Vegas, Reno und Macau, die weltweit berühmt sind. Doch wie begann alles? Wie hat das Glücksspiel seinen Anfang genommen, dass die Menschen damals wie heute fasziniert?
Wer hätte gedacht, dass die Geschichte des Glücksspiels fast so alt ist wie die der Menschheit selbst. Oftmals wurde das Spiel mit dem Zufall als moralisch bedenklich eingestuft, doch wurde zugleich als ein Teil des öffentlichen Lebens akzeptiert. Über die Kontinente konnten die Restriktionen, Strafen und Verbote die Menschen, die ihr Glück im Spiel suchten, nicht davon abhalten. Die Entscheidung über Gewinn und Verlust war einfach zu verführerisch.
Wie alles begann
Am Anfang war… so könnte die Geschichte des Glücksspiels beginnen. Bereits um circa 3000 v. Chr. kam das Glücksspiel auf und dabei drehte sich alles zuerst um den Würfel. Forscher konnten in China und in der Region des ehemaligen Mesopotamien (Zweistromland) die ersten Würfel entdecken. Diese unterschieden sich allerdings in Form und Größe von denen, die wir heute nutzen. So wie wir die Würfel kennen, sind wahrscheinlich erst rund 1000 Jahre später in Ägypten entstanden.
Doch nicht nur im Morgenland war das Würfelspiel beliebt, sondern es fand ebenfalls im alten Rom seine Anhänger. Die Herrscher versuchten jedoch, durch ein Verbot das aufkommende Glücksspiel früh zu unterbinden. Um dieses durchzusetzen, erlaubten sie das Spiel nur an den Saturnalien, also den Feiertagen zu Ehren des Gottes Saturn. Ebenfalls waren die Germanen, die auf der anderen Seite des Limes lebten, von dem Nervenkitzel, den die Würfel brachten angetan. Nicht selten wurde dabei das gesamte Hab und Gut eingesetzt oder sogar die persönliche Freiheit.
Das Glücksspiel in der Antike – nicht nur Brot & Spiele
Nicht nur Brot und Spiele waren in der Antike angesagt, sondern ebenfalls das Glücksspiel. Germanen, Römer, Griechen – sie alle kannten das Spiel, bei dem es um alles oder nichts geht. Neben den Würfeln verfügten die Griechen und Römer über eine Alternative, die aus den Sprunggelenken von Ziegen und Schafen bestand. Die vierseitigen Knochen wurden Astragale genannt. Jede Seite war einem Zahlenwert zugeordnet, wobei der Wurf der Venus mit der Kombination 1, 3, 4 und 6 einen Gewinn brachte. Der Wurf des Hundes hingegen, bei dem lauter Einser erspielt wurden, war eine Niete.
Doch nicht nur Würfelspiele waren in der Antike angesagt, sondern im alten Griechenland gab es sogar Pferdewetten. Das Galopprennen wurde zur 23. Olympiade eingeführt, die 676 v. Chr. stattfand. Lange gerieten die Pferderennen in Vergessenheit bis zum 18. Jahrhundert, wo sie in England wiederentdeckt wurden. In dieser Zeit dienten die Rennen allerdings der Präsentation von Zuchttieren und deren Leistungen. Auf die Idee Wetten auf das beste Tier abzuschließen kam man, um die anfallenden Kosten abzudecken.
Das unsere Urahnen einen ganz besonderen Hang zum Spiel hatten, das ist aus den Beschreibungen über die Germanen von Tacitus bekannt. Sie bewiesen ihren Mut nicht nur beim Widerstand gegen die Römer, sondern auch dann, wenn sie ihr gesamtes Vermögen beim Spiel einsetzten. Interessant ist die Tatsache, dass sich viele Germanen mit ihren Spielutensilien beerdigen ließen, um selbst nach dem Tod weiterspielen zu können.
Das Glücksspiel im Mittelalter – moralische Zweifel & Bedenken
Nicht nur die Herrscher im alten Rom hatten ihre Bedenken, wenn es um das Glücksspiel ging, sondern auch die Machthaber im mittelalterlichen Europa, zwischen 500 und 1.500 n. Chr. hatten ihre Bedenken. Ihnen war das Spielen nicht ganz geheuer. So gab es sowohl von weltlicher als auch von kirchlicher Seite Bedenken. Während die einen befürchteten, dass sie die Arbeitskraft ihrer Untertanen verlieren, kam von Seiten der Kirche moralische Zweifel in Hinsicht auf das Glücksspiel auf.
Allerdings schlugen die Versuche, durch Verbote das Spiel zu unterbinden oftmals fehl. Immer wieder wurden neue Möglichkeiten gefunden, wenn es darum geht, dem Spieltrieb nachzukommen. Allerdings profitierten die Obrigkeiten auch davon, denn schließlich unterlag das Glücksspiel der Steuer- und abgabenpflichtig.
Bei den beliebten Treffpunkten zum Spiel standen vor allem Feste, Messen und der Karneval im Mittelpunkt. Doch aufgrund der Verbote wurde das Spiel zu diesen Anlässen immer weiter verdrängt. Somit traf sich das Volk zum Spiel immer öfter in den Gasthäusern, wobei die Oberschicht sich in den “Spielhäusern” verabredete, um das eigene Glück auf die Probe zu stellen. Die Strafen waren hart: Prügel oder Verbannung und Gefängnis. Allerdings war es den Adeligen erlaubt ihre privaten Spielabende zu veranstalten. Zwar war es auch ihnen verboten, doch sie konnten sich darauf verlassen, dass die Richter eher Gnade vor Recht gelten lassen. Zudem gab es die “Spielhäuser” und in diesen war das Spiel unter bestimmten Vorschriften erlaubt – womit der Betreiber ordentlich zur Kasse gebeten wurde.
Lebensversicherungen: die besondere Form der Wette
In Genua und auch in Antwerpen gab es bereits im Mittelalter eine ganz besondere Form der Wette. Diese ist heute als Lebensversicherung bekannt. Bei dieser Form der Wette wurden Wetten auf das “Leben und Sterben von Personen” abgeschlossen. Beispielsweise konnte ein Handelsreisender seine Familie absichern, bevor er auf Geschäftsreise ging. Das geschah, in dem er eine Wette auf sein eigenes Ableben abschloss. Sollte der Reisende nicht wohlbehalten zurückkehren, war die Wette gewonnen und der Gewinn wurde an die Verbliebenen ausgezahlt.
Noch heute nach einigen Jahrhunderten funktionieren die Lebensversicherungen nach dem selben Prinzip. Wobei hier angemerkt werden muss, dass es bereits damals Betrug gab. Damit ist unser heutiges Lebensversicherungssystem älter, als so mancher annimmt.
Konzessionen für die Kontrolle über das Glücksspiel
Die ersten lizenzierten Spielbanken bzw. Spielhäuser gab es in Deutschland gegen Ende des 14. Jahrhunderts, in Frankfurt am Main und in Würzburg. In diesen konnte dem Spiel nachgegangen werden von den Spielen, die ansonsten verboten waren. Dabei handelte es sich um einen erneuten Versuch, das Glücksspiel zu kontrollieren. Nur Mitglieder der obersten Schicht hatten Zutritt zu diesen. Die Folge war, dass das Volk das Spiel “privat” veranstaltete. Dies war allerdings verboten und denen die erwischt wurden, drohten zum Teil rigorose Strafen. Jeder Herrscher konnte selbst bestimmen, inwieweit die Konzessionen sich verbreiten. Somit handelte es sich dabei um ein wichtiges Kontrollinstrument.
Auch das Kartenspiel kam zu dieser Zeit aus dem Orient nach Europa. Neben den Würfeln entwickelte es sich zu einer weiteren beliebten Variante des Glücksspiels. Schnell entwickelte sich Ulm zum Zentrum der Kartenproduktion und wurde als solche sogar über die deutschen Grenzen hinaus bekannt. Auch hier wurden die Klassenunterschiede deutlich und dies wurde durch die unterschiedlichen Muster auf den Kartenrücken deutlich. Während die Karten der Oberschicht künstlerisch verziert waren, so spielte das Volk mit simplen Karten oder solchen, die über kein Muster verfügten.
Allerdings brachten die Karten erneut die negativen Seiten des Glücksspiels hervor: der Verlust von Hab und Gut, Mord und Totschlag sowie Betrug. Die Folge davon: Viele Städte reagierten mit weitreichenden Verboten und es wurden zudem vermehrt Spielsteuern eingeführt. Das Problem daran: Die Kontrollen, die daraus resultierten trafen vor allem die Unterschicht, während die Oberschicht und selbst der Klerus weiterhin unbehelligt spielen konnte.
Der absolute Dauerbrenner in Europa – Lotto
In ganz Mitteleuropa gab es Lotteriespiele. Zu beginn gab es in den Ziehungen und den Glückstöpfen den sogenannten “Glückshäfen” zumeist nur Sachpreise, später dann auch Geld. Der Ertrag, der aus den Lotterien stammte, wurde hauptsächlich für wohltätige Zwecke verwendet, wie bspw. den Wiederaufbau von verbrannten Städten, Kirchbau, Armenhäuser. Selbst die Staatskasse wurde mit dem Geld, dass durch die Lotterien erwirtschaftet wurde, aufgefüllt, wenn diese durch Kriege oder zu grosse Belastungen leer war. Doch selbst eigennützige Zwecke wurden verfolgt, wie es bspw. 1704 der Fall war. Zu dem Zeitpunkt verwirklichte Herzog Eberhard zu Württemberg den Bau seines Schlosses und dessen anschließenden Unterhalt durch die “Leibrentenlotterie”.
Italien brachte das Zahlenlotto
Seinen Ursprung hat das Zahlenlotto in Italien. Die Spieler mussten für einen Gewinn 5 aus 90 richtig tippen. Junge Mädchen wurden ausgewählt, denen jeweils eine Nummer zugeordnet war. Sobald eine Nummer gezogen wurde, erhielt das Mädchen mit dieser eine Aussteuer. Durch die Geschichte der Lotterie ziehen sich zahlreiche Verbote und Wiedereinführungen. Der Grund war, dass die Herrscher Europas hin und her gerissen war, zwischen der Möglichkeit die Staatskassen aufzufüllen oder große Bauvorhaben zu realisieren und dem moralischen Verfall. Auch die Arbeitsvernachlässigung der Unterschicht wurde befürchtet. Jedoch war das Lottospiel nicht aufzuhalten.
Lotto in Deutschland
Es entwickelten sich Länder- und Staatslotterien wie bspw. die “Preussische Klassenlotterie”. Während des Nationalsozialismus wurden die bestehenden Lotterien zusammengelegt, während diese in der Nachkriegszeit erneut zur Ländersache wurden. Um Geld für den Wiederaufbau zu sammeln, stellten die Stadtlotterien eine gute Alternative dar. Besonders Berlin kamen diese zugute.
Im Übrigen: Erst in den 50er Jahren war die steuerfreie Zahlenlotto wieder erlaubt. Baden-Württemberg bracht dies als letztes Land 1958 ins Spiel.
Der Aufstieg und Fall der Spielbanken in Europa
Das “Ridotto” in Venedig wird als erste moderne Spielbank genannt. 1638 öffnete der “Privatbereich” – so lautet die ungefähre Übersetzung – seine Pforten. Damit sollte das Glücksspiel aus den Hinterzimmern verbannt werden, um dieses in geordnete Bahnen zu lenken. Theoretisch konnte jeder das Casino betreten, sofern er sich an den strengen Dresscode hielt und in der Lage war die hohen Einsätze zu halten. Um es auf den Punkt zu bringen: Da Ridotto war lediglich etwas für die Oberschicht.
Gespielt wurde dort hauptsächlich Basette und Biribi. Ersteres war ein Kartenspiel, bei dem es sich um eine Mischung aus Blackjack und Poker handelte. Das Spiel gilt als Vorläufer des Pharo, bei dem es sich um ein Kartenspiel handelt, dass besonders im 18. und 19. Jahrhundert sehr beliebt war. Heute ist es in Vergessenheit geraten. Biribi hingen war ein Wettspiel, bei dem der Bankhalter die Gewinnziffer aus einem Sack mit Nummern zog, nachdem die Spieler ihre Einsätze auf Zahlen zwischen 1 und 70 vorgenommen hatten. Casanova soll ein Freund von diesem Spiel gewesen sein.
Bis 1774 war das Ridotto geöffnet und schloss dann aus moralischen Gründen für immer seine Pforten. Was den Betrieb von Casinos angeht, so wurde dieser in Europa regional unterschiedlich gehandhabt. Das heißt, die Herrscher konnten Verbote aussprechen, Konzessionen erteilen oder sogar eine staatliche Angelegenheit daraus machen. Beispielsweise sprach Napoleon Bonaparte ein Verbot für das öffentliche Glücksspiel aus, aber ebnete zugleich den Weg für öffentliche Spielbanken. Er erlaubte das Glücksspiel in den Pariser Spielbanken, in denen neben Pharo auch Rouge et noir und Roulette gespielt wurde. Die Spielhallen wurden 1873 geschlossen als das Glücksspiel in Frankreich verboten wurde. Damit öffnete sich ein Platz für die deutschen Kurorte.
Längst war das Roulette zu Beginn des 19. Jahrhunderts keine Neuerfindung, denn bereits 100 Jahre früher kam es von Italien nach Frankreich. Dort wurde das traditionelle Kesselspiel Roulette zum festen Bestandteil des Spiels.
Damit begann die goldene Zeit von Bad Ems, Baden-Baden und Bad Homburg. Die Spielhöllen, die aus dem 18. Jahrhundert bekannt waren, wurden zu noblen Spielhallen des Glücks, in denen sich die beste Gesellschaft Europas traf. Das Aus kam für die deutschen Spielbanken 1872 und so fiel Monte Carlo die Hauptrolle zu. Für Jahrzehnte blieben deutsche Spielhallen verwaist. Nach ihrer Machtergreifung 1933 hoben die Nationalsozialisten das Spielverbot auf, vergaben jedoch nur eine einzige Konzession und diese ging an Baden-Baden. Jedoch schlossen sich die Tore zum ende des 2. Weltkrieges wieder, um diese dann 1950 wieder zu öffnen und bis heute einen ununterbrochenen Spielbetrieb zu bieten.
Damals als die “Einarmigen Banditen” das Licht der Welt erblickten
Im Vergleich ist das Spiel an den Automaten das jüngste Glücksspiel. Im Zeitalter der Industrialisierung zum Ende des 19. Jahrhunderts bahnten sich zum ersten Mal Automaten ihren Weg in das Leben der Menschen.
Zum Zweck des Glücksspiels wurden mechanische Automaten schnell entwickelt, wie bspw. der Würfelautomat von 1896. Doch “Liberty Bell” von 1899 gilt schlichtweg als “der” Glücksspielautomat. Schon allein aufgrund des Namens ist zu erraten, wo diese Slot Maschine erfunden wurde: In New York. Innerhalb weniger Jahre kamen immer mehr Hersteller dazu und brachten neue Erfindungen heraus um die Manipulation der Spielautomaten zu verhindern, die dann aufgrund des Spielverbots in den USA 1910 zu Geschicklichkeitsautomaten wurden.
Auch in Deutschland kamen diese Automaten heraus und gespielt wurde um Minzbonbons. Der erste deutsche Automatenhersteller war die Firma Gauselmann aus Ostwestfalen. Dieser machte eine lachende gelbe Sonne zu seinem Logo: die bekannte Merkursonne. Durch die Massenproduktion fanden die Automatenspiele ihren Weg nicht nur in deutsche Spielhallen, sondern auch in Gaststätten, Casinos und Spielotheken.
Das moderne Glücksspiel heute
Son seiner Entstehung bis zum heutigen Zeitpunkt hat das Glücksspiel eine lange Geschichte hinter sich gebracht. Nachdem die stationären Casinos immer populärer wurden, erweiterte sich das Spielportfolio, in dem sowohl die traditionellen Tisch- und Kartenspiele wie bspw Roulette enthalten war, sowie Bingo, Craps und andere Spiele.
Heute ist das Glücksspiel ein Milliarden-Dollar-Unternehmen, von dem unsere Vorfahren und die ersten Spieler im alten China, Rom oder Griechenland sicherlich nicht geträumt haben. Durch das Aufkommen des Internets fand das Glücksspiel seinen Weg in die Wohnzimmer der Spieler 1994, mit der Entwicklung der ersten Casino Software. Bei den ersten Nationen, die ein Freihandelsabkommen mit den virtuellen Spielhallen abschlossen, handelte es sich um Antigua und Barbuda. Im Anschluss kam die erste Gaming-Kommissionen in Kanada von den Mohawks im Kanawake-Territorium auf. Es wurden Glücksspiel-Lizenzen ausgestellt, um so den Industriezweig überwachen zu können.
Aus 15 Glücksspielportalen wurden mehr als 200
Im Jahr 1996 gab es ganze 15 Online Casinos, aus denen dann bereits ein Jahr später mehr als 200 wurden. Die Branche erlebte ab diesem Zeitpunkt einen regelrechten Boom und weltweit erfreute sich das Online Glücksspiel weltweit einer großen Popularität. Mittlerweile ist das Online Glücksspiel in vielen Ländern streng kontrolliert und reguliert – so auch in Deutschland.